Bei den Geysiren Tatio endete der erste Teil dieses Berichts und hier knüpfen wir auch wieder an, denn das Schauspiel des dampfenden und brodelnden Hexenkessels auf 4.200 Metern Höhe war einfach zu beeindruckend. Jeden Morgen zwischen sechs und neun Uhr steigen die heißen Wasser aus der Tiefe des Gesteins herauf und treffen auf die bitter kalte Luft der Morgendämmerung. Das Resultat sind Dampffontänen und bizarre Eisformationen, die sich im ersten Licht der Sonne vor der Bühne einer grandiosen Gebirgslandschaft gegenseitig versuchen, die Schau zu stehlen. Und wie alles Schöne, zieht dieses Schauspiel auch hier natürlich Hunderte von Ausflugsgästen an, die irgendwann morgens um zwei Uhr in San Pedro de Atacama aufgestanden sind, um dann schlaftrunken die drei Stunden Schotterpiste über sich ergehen zu lassen. Das sind die Momente, die einen an die Kreditkarten-Werbung von
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Würde die Natur nicht von sich aus das Schauspiel ab acht Uhr „abklingen“ lassen, wären wir vermutlich immer noch dort oben… ;-) . Aber so haben auch wir ganz langsam, lange nach der Abfahrt der anderen Tourenbusse und einem selbstverständlich ausgedehnten Frühstück unsere sieben Sachen zusammen geräumt und uns auf die Rückfahrt nach San Pedro de Atacama gemacht.
Nachdem wir dort nochmals ein paar Tage auf dem Campingplatz verbracht und die Verführungskünste und Annehmlichkeiten der vielen Restaurants ausgiebig genossen hatten, brachen wir zu den südlichen Lagunen Boliviens auf, der Laguna Blanca und der Laguna Verde, die wir bei unserem ersten Besuch in Bolivien vor einem Jahr noch nicht besucht hatten. Die Lagunen liegen gerade mal ein paar Kilometer abseits der Passstraße zum Paso de Jama (Grenze zu Argentinien) und daher war die Fahrt dorthin vergleichsweise einfach, auch wenn der SCAM bei der gigantischen, kerzengeraden Steigung von 3.000 Höhenmetern auf 20 Kilometern Straße ganz schön ins „Schnaufen“ kam. Dafür belohnte uns bei den Lagunen am nächsten Tag ein traumhafter Morgen mit einem fantastischen Farbspiel vor der Kulisse der Lagunen und des Vulkans Lincancabur, dem „heiligen“ Berg der Ureinwohner der Atacama. Der Empfang am Abend war allerdings zunächst alles andere als einladend. Der eisige Wind, der uns dort oben auf dem Altiplano empfing, raste in Böen mit über 80 Stundenkilometern über uns hinweg und drückte die Temperatur schon um 18 Uhr auf -2 Grad runter. Das war die kälteste Nacht unserer Reise – Andi und Sandra sei Dank, dass diese Nacht aufgrund ihrer fantastischen „Älpler-Makkaroni“, mehrerer Fläschchen Rotwein und ein paar Partien Uno doch nur recht kurz war… ;-)
So vergingen die fünf Wochen in unserer deutsch-schweizer Reisegruppe von einem Moment zum anderen und bald sollten sich unsere Wege auch wieder trennen. Allerdings mussten wir vorher noch unsere gemeinsame „Operation Noah“ durchführen. Ausgerüstet mit 24 feinsten Hamburgern und drei Kilo des besten Rinderfilets, sowie unterstützt durch 12 Flaschen guten argentinischen Rotwein machten wir uns auf, Familie Schneider in Cafayate zur Geburt ihres Sohnes Noah mit einem großen Asado (Grillfest) zu überraschen. Wie bei „verdeckten“ Operationen üblich, ließ die „geheimdienstliche“ Vorbereitung zu wünschen übrig…
Familie Schneider war entgegen allen Erwartungen bereits einen Tag vor unserer Ankunft in Richtung Süden weitergefahren. Soviel also zu „Überraschungsbesuchen“. So blieb uns denn nichts anderes übrig, als für uns vier alleine das größte Abschiedsgrillen aller Zeiten zu veranstalten. Nach drei Tagen waren die „Vorräte“ nahezu weg-gegrillt und unsere Wege trennten sich nun wirklich. Andi und Sandra machten sich auf nach Bolivien und wir reisten Schneiders in Richtung Süden hinterher.
Fast hätten wir sie auch eingeholt! Unterwegs in Rio Hondo hatten sie noch drei Tage „Vorsprung“, dann in Córdoba nur noch zwei Tage. Aber dort haben wir es auch aufgegeben, denn wir wollten rund um Córdoba noch ein wenig verweilen und Schneiders waren ja eigentlich auf dem Weg nach Valdés im Süden. Córdoba ist die zweitgrößte Stadt Argentiniens und ein geschichtsträchtiges Pflaster. Hier errichteten die Franziskaner Mönche neben vielen historischen Bauten auch die älteste und angesehenste Universität Argentiniens. Und hier wollten wir noch einige Dinge für unsere Heimreise erledigen bevor wir weiter nach Villa Belgrano fuhren. In diesem kleinen Ort leben viele Nachkommen der Überlebenden des im II. Weltkrieg gesunkenen Panzerkreuzers Graf Spee und jedes Jahr findet dort das größte „deutsche Oktoberfest“ außerhalb Münchens statt. Überhaupt erinnert der Ort eher an ein niederbayrisches Urlaubsidyll als an ein argentinisches Dorf. Und dort angekommen, staunten wir nicht schlecht, als wir Familie Schneider auf dem Campingplatz La Florida vollkommen unerwartet entdeckten. Nun kamen wir also doch noch zu unserem Überraschungs-Willkommen-Noah-Grillen. So verbrachten wir einige Tage mit Schneiders an einem nahen See und hatten super viel Spaß mit den Kindern und den abendlichen Lagerfeuern.
Dann ging es weiter durch die Sierra Chica nach La Falda, wo wir wieder fast zwei Wochen an einem schönen See verbrachten und wieder einmal drei kleine Hundekinder pflegten. Plötzlich klingelte das Telefon und wir lasen die Nachricht von Andi und Sandra, dass sie nach vier Wochen Bolivien nun auf dem Weg nach Córdoba seien. Gerade rechtzeitig zum bereits erwähnten Oktoberfest in Villa Belgrano. Logisch, dass wir dies gemeinsam besuchen mussten. Und wenn das Fest mitnichten auch nur ansatzweise an das Original herankommt, so war es doch ein wirklich lustiges Erlebnis, zwischen all den Argentiniern als „Exoten“ mitzufeiern. Aber alles hat ein Ende (nur die Wurst… ja, ja!) und so haben wir uns nun endgültig von unseren schweizer Freunden verabschiedet. Für sie wird dann irgendwann nach ihrer Rückkehr in Freiburg ein Sack Holzkohle im Keller und ein schönes Stück Rindfleisch im Kühlschrank liegen. Für uns geht es jetzt weiter in Richtung Buenos Aires, denn die Tage hier sind gezählt und die Vorfreude der Heimkehr wächst täglich.
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