Vom Schneesturm zum Kaufrausch

21.07.09 17:53

Ja, der Abschied aus Mendoza fiel uns wirklich schwer. Zum einen, weil wir in den vier Wochen, die wir so ungeplant in Mendoza verbrachten, viel Spaß mit unseren schweizer Freunden Andy und Sandra hatten. Und zum anderen, weil uns die beiden Katzenfindlinge richtig ans Herz gewachsen waren. Aber letztlich siegte dann doch irgendwie die Vernunft und wir haben die beiden an eine Tierärztin übergeben, die beide innerhalb von drei Tagen an ein neues Zuhause weitervermittelt hat. Wenn auch nicht gemeinsam, so haben doch beide ihren Weg gefunden.
Und wir konnten uns wieder unserer eigentlich anstehenden Aufgabe widmen: Chicas Tollwut-Antikörper-Zertifikat. Dazu machten wir uns auf nach Santiago de Chile, wo es eines von drei (!) Labors in Südamerika gibt, das von der EU für diese Untersuchung anerkannt ist. Hoch leben die Eurokraten – von unserem Geld… Allerdings galt es zuvor die Anden zu überqueren und obwohl wir dazu den wichtigsten Grenzübergang im Tunnel unter dem Passo Redentor wählten, machte uns der Winter mal eben einen Strich durch die Planung.

sch2bÜber Uspallata fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Grenze und übernachteten auf 2000 Meter an einem historischen Fort. Die ganze Nacht über blies ein kleiner Sturmwind und wir hätten uns denken können, dass etwas nicht ganz richtig war. Taten wir aber nicht und wunderten uns, warum am nächsten Morgen alles voller Wolken hing, es ab 2.200 Meter anfing zu schneien und ab 2.600 Metern die Straße so unpassierbar wurde. Der Wind peitschte die Schneeböen übers Land und auch wenn wir Autos und Lastwagen mit Schneeketten hinter uns ließen, irgendwann sahen wir ein: so geht es nicht weiter. Zumal der Tunnel bis auf weiteres gesperrt war.

sch3Da wir ja nach Chile keine frischen Lebensmittel einführen durften, war unser „Vorratskammer“ den auch entsprechend geleert. Aber da half alles nix – wir stiegen also wieder ab, auf unseren Platz vom Vorabend und harrten der Dinge die da kommen sollten. Und die kamen: zwei Tage später strahlte morgens die Sonne und wir machten uns schleunigst auf die Socken Richtung Grenze. Startzeit 10:40 Uhr- Neuer Rekord! So blieb uns noch genügend Zeit unterwegs einen Stopp für Chica einzulegen. Schließlich hatte sie ja noch nie Schnee gesehen, geschweige denn, in ihn gespielt, wenn man von den kurzen Minuten während des Schneesturms mal absieht. Und an die konnte sie sich wohl nicht mehr erinnern, denn als wir sie aus dem Auto in den knietiefen Schnee setzten, stand sie eher da, wie unsereins nach dem Fehltritt in einen ausgedehnten Kuhfladen. Aber das hielt nur wenige Sekunden vor, dann wurde das „Weiß“ genau untersucht, abgeschnüffelt, abgeschleckt und: für Gut gefunden. Das war der Startschuss zu einer Stunde Schneetoben mit Ihrem Ball und natürlich dem alten Herren und Meister Paco. Unnötig zu erwähnen, dass wir den Rest des Tages und der Nacht von keinem der beiden mehr als ein seliges Schnarchen vernommen haben.

 

sch4Am Grenztunnel hieß es dann, dass dieser gesperrt bleibt und wir lieber wieder runter fahren sollten, da man über Nacht neuen Schnee erwartete. Unser Glück, dass es gerade Mittagszeit war und wir Hunger hatten. Denn so beschlossen wir erst mal, in aller Ruhe Mittag zu essen und dann weiter zu sehen. Da haben wir uns, glaube ich, schon ganz schön akklimatisiert. Und prompt kam es wie es kommen sollte: kurz bevor wir uns um 16 Uhr wieder auf den Rückweg machen wollten, hieß es dann plötzlich, in 30 Minuten wird der Tunnel geöffnet! Ja, so lieben wir Südamerika: nichts ist wie es offiziell heißt oder scheint und alles ist möglich, bzw. geht eben doch nicht – je nach Belieben.

In Santiago angekommen, stellten wir uns einfach wieder in „unsere Straße“ im besseren Wohnviertel, wo wir schon beim letzten Besuch übernachteten. Ruhig und sicher. Und nur 3 Minuten zu Fuß zur großen Einkaufsmall La Dehesa, mit Cafés, Supermarkt, Internet, Toiletten, schlicht den ganzen zivilisierten Sozialkram ;-) Und damit brachten wir denn auch die Woche in Santiago gut über die Runden. Chica hat nun Ihren Identitätschip, ihren neuen Gesundheitspass und ihre Blutuntersuchung ist auch im Labor. Und Familie Markovitz ist um einige Kleidungsstücke reicher und wieder um einige Pfunde schwerer, dank dem großen, goldenen M, welches es jedem so leicht macht, im Kaufrausch nicht selber kochen zu müssen. Verdammte System-Gastronomen! Aber keine Angst, die Pfunde von den Pralinen hatten wir vorher schon wieder einigermaßen runter bekommen …

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Nun müssen wir also zugeben, dass nach einer Zeit der „Abgeschiedenheit“ so ein Konsumparadies schon etwas reizvolles hat. Aber das hält eben nur genauso kurz vor, wie die nächste Attraktion um die Ecke. Nach einer Woche hatten wir jedenfalls den Rummel schon wieder so satt, dass wir uns einfach nur auf einen ruhigen Standplatz, irgendwo zwischen den Berggipfeln, den Felsen und den Bächen der Anden sehnten. Und nachdenklich sollte uns da wohl machen, dass wir uns dort nie nach einer Woche weggesehnt haben …

Nachdem wir also wieder in Argentinien waren (der Pass war frei – von sage und schreibe 550 Lkw‘s in der Gegenrichtung abgesehen!), ging es in Richtung San Juan, wo wir unsere neue, dringend benötigte und noch in Mendoza bestellte Matratze abholen wollten. Die sollte seit 4 Wochen dort sein. Und obwohl wir vorab in Mendoza nachgefragt haben, ob die Mattratze auch WIRKLICH in San Juan ist, es kam wie es kommen musste: sie war natürlich NICHT da! Dem aufmerksamen Leser ist folgende, südamerikanische Regel klar im Gedächtnis: Nichts ist, wie es offiziell heißt und alles ist möglich… Also schlafen wir weiter auf der durchaus mehr als durchgelegenen, alten Mattratze und harren der Dinge, die noch kommen sollen.

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Denn in Salta sollte sie nun angeblich wirklich liegen, ab dem 17. Juli 2009.

Also, Wetten werden entgegen genommen. Die Chancen stehen X zu Y. Wählen Sie die 0800-2425 für JA und die 0800-123 für NEIN… und vor allem:

Bleiben Sie daran bis nach der Werbung! ;-)