Bisher klappte fast jeder Reiseplan wie am Schnürchen - Straßenblockaden mal ausgenommen. Aber auch auf dieser Reise kann es ja nicht ewig wie im Paradies zugehen. Manchmal soll es wohl nicht so sein, wie wir uns das so vorstellen!
Die berühmte Inka-Ruinenstätte Machu Picchu kann man nicht per Fahrzeug erreichen. Nun, das ist ja grundsätzlich kein Problem, denn dorthin fährt ein Zug. Allerdings gehört der erstens Peru Rail, einem englisch-chilenischen (!) Finanzkonsortium und die sind Monopolisten mit entsprechenden Preisen ab Cusco; und zweitens werden Hunde nicht transportiert. Basta!
Aber von solchen Kleinigkeiten, beziehungsweise Konzernstrategien lassen wir uns ja bekanntlich nicht aus der Bahn werfen und entschließen uns kurzerhand nach Ollanta zu fahren. Das ist ein kleiner Ort auf halber Bahnstrecke, wo es weitere Ruinen zu besichtigen gibt (Pisaq und Ollantaytambo) und zudem eine Tagestour nach Machu Picchu möglich ist, bei der wir Paco im Auto lassen könnten. Nun, was soll ich sagen, Pisaq und Ollantaytambo waren überwältigend groß und eindrucksvoll. Nur Zugkarten nach Machu Picchu gab es in Ollanta leider keine Passenden! Für die nächsten drei Tage war alles ausgebucht und danach streikten die Peruaner - scheint ‘ne Seuche zu sein, die uns verfolgt.
Nun, wer uns kennt weiß, wir können ja auch hartnäckig sein! Also ab ins Auto und auf nahezu bolivianischen Schotter-Pisten geht es 170 Kilometer hinein in den Dschungel des Hinterlandes. Denn vom Örtchen Santa Theresa gibt es ein Lokalbähnchen, das ebenfalls nach Machu Picchu fährt und dies nur für 8 Dollar, statt den 80 ab Ollanta.
Warum das nicht jeder so macht, wissen wir jetzt: die „Sch…-Strecke“ dauert 4,5 Stunden und im Dschungel auf 1.500 Metern Höhe herrscht 30 Grad, 75 % Luftfeuchtigkeit und jeder Besucher wird von ca. 1.000 kleinen Stechmücken ganz herzlich und persönlich empfangen. Soviel „Zuwendung“ lässt uns schlagartig wieder die Kälte von 4.000 Metern herbeisehnen. Aber zunächst haben wir ja eine Mission! Nur die entpuppt sich auch hier als schwierig: selbst im klitze-kleinsten Hinterwäldler-Lokalzüglein - doch, schon wieder Peru-Rail! - keine Hunde!
Habe ich zufällig schon erwähnt, was ich von Monopolisten halte, insbesondere von englisch-chilenischen? Werde ich hier leider auch nicht ausführen können, da Kinder auf der Seite anwesend sind und dieser Exkurs die „Zensur“ Ankes nicht überstehen würde – aber der Kenner weiß, was hier stehen würde!!!!
Also, jetzt gerade erst recht: mit zwei Rucksäcken und allem, was man für zwei Tage so braucht – alles außer dem Farbfernseher, Lockenstab und Vorwerk-Staubsauger – geht’s zu Fuß den Schienen entlang auf nach Machu Picchu. Das sind immerhin nur knapp 12 Kilometer. Ha, das sind wir doch früher auf zwei Händen rückwärts gelaufen, oder…?
Und dann kam das, was man eine schwere Entscheidung nennt. Bei der Tour war ja Paco auch dabei – noch lebt er ja und passte daher auch nicht für zwei Tage in den Kühlschrank (falls die Passage drin bleibt, Respekt vor der Toleranz der Zensur!). Aber nach so circa drei Kilometern auf spitzen Gleissteinen verließen ihn dann die Kräfte, beziehungsweise die Lust! Der alte Mann tat sich zusehends schwer weiterzulaufen. Nicht, dass es uns unsäglich viel Spaß gemacht hätte, aber wir hätten ja eine Mission gehabt!
Also, da saßen wir nun und beratschlagten, ob weiter oder nicht. Ankes mütterliche Gefühle sagten: „Nö!“ und was soll ich sagen, schließlich stellte sich auch bei mir das bis dato vollkommen unbekannte Gefühl ein, welches langläufig als Vernunft bezeichnet wird. (Diese Passage ist wieder einmal meinen „lieben Freunden“ gewidmet, die sonst nix zu lachen haben…
Zurück am Bahnhof versuchte Anke dann nochmal den Schaffner um den Finger zu wickeln, was auch fast gelang – Paco hätte im Gepäckraum mitfahren dürfen – aber aufgrund des bevorstehenden Streiks war der Gepäckwagen bis unter das Dach, ähnlich einer fugenlosen Inkamauer, gefüllt. Wäre Paco dort mitgefahren, hätten wir ihn anschließend zwischen zwei Büchern im Regal aufbewahren können …
Tja, das war dann also das Ende vom Hochzeitsgeschenk der Familie Bähr, meiner Ex-Frau mit Familie. Wenn wir mittlerweile nicht wieder so gute Freunde wären – man hätte Böses hineininterpretieren können. Aber so sind wir einfach nur dankbar für die anderen schönen Ruinen, die wir stattdessen und als „Geschenk-Ersatz“ besucht haben: Pisaq, Ollantaytambo und Moray – für uns, zusammengenommen um ein Vielfaches schöner und informativer als Machu Picchu es sein könnte.
Die Bilder davon werden wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen, da wir hier eine Internetverbindung haben, bei der ein Seitenaufbau ca. 1,5 Minuten dauert, da mag sich keiner die Tage - beziehungsweise Wochen - Zeit nehmen, 40 Bilder hochzuladen…
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