La Paz ist die bisher faszinierendste Großstadt Südamerikas. Sie liegt in einem Talkessel und die Häuser „wachsen“ an den Hängen hinauf wie ein Moosgewächs am Stein. Der Höhen- unterschied in dieser Stadt beträgt über 1.000 Meter und der höchste Punkt liegt auf 4.100 Metern. Kein Wunder also, dass uns bei so mancher Erkundungstour die Luft ein wenig knapp wurde – bei Paco dagegen ließen sich nicht die geringsten Anzeichen von Sauerstoffknappheit feststellen ….
Wir haben die Tage in La Paz genossen, denn die Stadt ist so grundlegend anders, als das restliche Bolivien. Aber leider verschlechterte sich die politische Lage im Land derart dramatisch schnell, dass wir es vorzogen, La Paz innerhalb von einem Tag zu verlassen. Nicht, dass es unsicher gewesen wäre, aber die Möglichkeit, die gesamte Stadt durch die Blockade der drei wichtigsten Zufahrtstraßen lahm zu legen, erschien uns doch Anlass genug, schnell das Weite zu suchen.
Zuvor hatten wir allerdings recht viel Spass auf unserem hoffnungslos überfüllten (Camping)-Parkplatz im Hotel Oberland. Die obligatorischen Grillabende mit unseren neuen Reisefreunden waren ebenso lustig wie die erste Quad-Tour unseres Lebens, die wir gemeinsam mit Susanne und Andreas, unseren unmittelbaren Nachbarn (wir hätten ihnen den Morgen-Kaffee fast aus dem SCAM reichen können) unternommen haben. Hallo die Waldfee! Diese kleinen Flitzer mit 500 ccm und 4x4 Antrieb machen auf dreckigen Schotterpisten ja einen Heiden Spass! Anke hatte da alle Mühe hinten drauf sitzen zu bleiben ;-) aber sie kann ja hartnäckig sein – ich bin sie nicht losgeworden!
Nachdem wir dann also aus La Paz „geflüchtet“ sind, begann eine ganz neue Erfahrung unserer Reise – Kultur und Geschichte. Und das ist durchaus spannend! Auf dem Weg zum Titicacasee besuchten wir Tiwanuaku, eine Kulturstätte der Tiwanuaku, welche von circa 1.100 v.Chr. bis 1.200 n.Chr. dort lebten und von den Inka „übernommen“ wurde. Es ist schon erstaunlich, dass man bei uns nur von den Inka spricht, die im Endeffekt nur 300 Jahre (1.200 n.Chr. – 1.500 n.Chr.) ihr Reich ausbauten und dabei meist nur die bereits von anderen entwickelten Sozial- und Kultursysteme übernahmen und perfektionieren.
Am Titicacasee angekommen, hatten wir dann riesiges Glück, dass wir auf dem Hof des mit Sicherheit schönsten Hostals in Copacabana stehen konnten, dem La Cúpula. Das Hostal liegt am Hang oberhalb Copacabanas und besteht aus vielen kleinen und größeren Gebäudeeinheiten. Eine Mischung aus Hundertwasser, Colani und einer Skulpturenausstellung. Einfach nur genial und, wie alle anderen von uns entdeckten, außergewöhnlichen Lokalitäten, von einem Ausländer geführt, diesmal von einem Deutschen. Hier konnten wir uns mal wieder nicht losreißen und entschlossen uns spontan, unseren ersten Hochzeitstag dort zu verbringen. Am Morgen des 15. September brachen wir zu einer Bootstour auf die Isla del Sol (könnte optisch genauso gut im griechischen Mittelmeer liegen) auf und besichtigten dort die Ruinen, ebenfalls aus der Prä-Inkazeit. Und am Abend genossen wir ein fantastisches Fleischfondue mit allem Drum-und-Dran für gerade mal 22 Euro. Die günstigen Zeiten sind nun leider vorbei, wir sind nun in Cuzco (Peru) und damit wieder in der Welt des Profits angelangt.
Aber auf dem Weg dorthin haben wir noch die Toten-Stätte Silustani und den „Lebensmittel- Speicher“ Raqchi besichtigt, welche ebenfalls von den Inka von vorherigen Kulturen übernommen wurden. Und dann erreichten wir Cuzco, die echte und wirkliche Hauptstadt der Inka. Es ist schon ein einzigartiges Erlebnis, auf so geschichtsträchtigem Boden zu stehen und die Auswirkungen und „Verfehlungen“ der eigenen (so-heiligen-römisch-katholischen!) Kultur zu erleben.
Genug der Philosophie: aber die Geschichte bleibt spannend!
Insbesondere, weil Anke nach der Rückkehr bereits zwei indische Lauf-Enten, Zwillinge, mehrere Maultiere und ein Pferd als Familienprojekt plant…
Was wird wohl die Geschichte eines Tages über uns schreiben - vermutlich nur einen Cartoon nach den Nachrichten der Welt … wenn überhaupt! Na, egal! Hauptsache wir hatten Spaß und haben was für unser Leben gelernt!
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