Salar de Uyuni

04.09.08 02:26 

1413Es gibt auf dieser Welt wohl einige wirklich „besondere“ Plätze. Ein paar wenige durften wir in unserem Leben kennenlernen. Die Isla Pescado, abseits der vielbesuchten Isla Incahuasi, gehört für uns nun eindeutig dazu.

Aber zunächst mussten wir ja erst einmal dorthin kommen… und das war so:

Nach den wirklich erholsamen Tagen in Sucre wollten wir am Dienstag, den 19. August 2008, in Richtung Potosi weiterfahren. Leider war an diesem Tag kurzfristig ein Generalstreik der Bürger von Sucre organisiert worden. Nix ging mehr in Sucre! Also verschoben wir unsere Weiterfahrt auf Donnerstag. Aber holla! da blockierten nun die Landbewohner die Zufahrtstraßen von Sucre. Sozusagen als „Gegendemo“ zum Generalstreik… also wurde die Weiterfahrt abermals verschoben. Und dann, endlich, am Samstag wagten wir den „Ausbruch“ über kleine Schotterwege aus Sucre – und fuhren geradewegs in die neu errichtete Blockade der letzten Ausfallstraßen Sucres. Da half auch kein noch so freundliches Betteln von Anke – wir sollten zurückfahren. Wollten wir nach langer Diskussion auch, aber da war die Stimmung schon recht angeheizt und man sprengte gerade den Hang hinter uns mit Dynamit um die Straße noch mehr zu blockieren.

1307

Ja, in Bolivien ist definitiv alles möglich. Nach zwei Stunden Abwarten (leider ging nur eine Dynamitladung hoch, die Zweite war ein Blindgänger) machten wir uns mit den anderen gestrandeten Einheimischen auf den Weg, die Blockade zu umfahren. Was dann kam, ist die allzeit gültige Devise Boliviens: Was nicht passt, wird passend gemacht.
Mit zwei Lastwagen vorweg bewegten wir uns nun auf einem Wanderweg – kein Scherz! über blanken Fels, Haarnadelkurven und abgerutschten Passagen. Da wurden Bäume mit der Spitzhacke gefällt und der abgerutschte Weg in reinem Fels einfach um 1,5 Meter zum Berg hin erweitert. Also, wären wir nicht dabei gewesen, wir hätten es nicht geglaubt. Und dann bekam Anke auch noch einen richtig heftigen Magen-Darm-Infekt… Die Fahrt nach Potosí war also kein persönliches Highlight, wenn auch landschaftlich wunderschön und auf jeden Fall noch eine Geschichte für unsere Enkel wert. :-)

Endlich in Potosí angekommen, erholte sich Anke schnell und nachdem wir ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Uyuni. Nach 210 Kilometern, einer Übernachtung und circa 15 Kilo Staub im Wohnraum kamen wir dort auch an. Nur unser Plan, alles in Uyuni für die „große“ Tour auf den Salar aufzufüllen ging nicht ganz auf – die Stadt hatte seit dem Morgen keinen Strom weshalb die Tankstelle außer Betrieb war - weshalb wir mit zweidrittel vollem Tank tags darauf weiterfuhren. Und was dann kam, dürfte wohl eines der wirklichen Highlights unserer Reise gewesen sein!

Wir folgten einem Tour-Jeep bis zur Isla Incahuasi. Die liegt circa 80 Kilometer inmitten des ausgetrockneten Salzsees Salar de Uyuni und ist das Ausflugsziel aller Salar-Touren. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn der Ausblick über die bis zu 900 Jahre alten Kakteen auf die endlos erscheinende Weite des Salzsees genießt man auch ohne Probleme mit den anderen Besuchern. Aber dann machten wir uns auf den Weg zur 20 Kilometer entfernt liegenden Isla Pescado.

Und dort waren wir nun plötzlich die einzigen Menschen. Eine ganze Insel nur für uns! Und wir sitzen am Sandstrand, grillen chorizos (Würstchen) und übernachten auf unserer Insel.
In der Weite eines Salzmeeres fühlt man sich dann irgendwann klein, bescheiden und staunt wie ein kleines Kind über so viel Schönes. Man genießt die Stille einer Wüste - kein Vogelgezwitscher, keine Grille – nur Stille und das Sausen des Windes auf 3.600 Metern Höhe. Hej, da dachte ich zunächst, dass ich auf meine alten Tage sentimental werde, aber nachdem Anke genauso bewegt war, beschlossen wir, dieses Erlebnis und diesen Ort in unsere Herzen zu schließen (also doch sentimental…). Und am Ende des Tages fühlten wir uns wie die Könige der Welt – nur für diesen einen Tag und auf unserer Insel – aber das hat gereicht! Ein einmaliges, schwer zu beschreibendes Gefühl!

Nachdem wir diesen Tag endlos lange genossen hatten, zahllose schöne Bilder geschossen hatten (man, hat das Spaß gemacht – wenngleich recht schwierig so nur zu zweit mit einem Stativ) fuhren wir schweren Herzens weiter nach La Paz. Und da stehen wir nun auf dem Hof des Hotels Oberland und haben unser Auto heute von den nunmehr 30 Kilo Staub im Wohnraum befreit… Fazit der Strecke: Wenn wir auf eines in unserem weiteren Leben verzichten können, dann sind es die schlechten Wellblechpisten Boliviens und die Tonnen von Staub darauf!