Der Pazifik und das Meer aus Sand

16.11.08 21:50

Dieser Bericht hat auf sich warten lassen, aber das sollte für uns alle ein gutes Zeichen sein. Zeigt es doch, dass wir recht beschäftigt sind – Teilzeit-Rentner eben – und dass wir die Zeit genießen. Da kann man nicht immer schreiben, denn weder das Lesen, noch das Schreiben sollten eine Pflichtübung sein.

einsIn den vergangen Wochen sind wir weit gekommen: Von Cusco über Ollanta nach Nazca bis zum Pazifik. Nach Arequipa haben wir die Grenze passiert und in Chile ging es südwärts nach Arica, Iquique und bis nach Santiago. Das sind ab Cusco so rund 3.000 Kilometer.

Von Peru haben wir sehr viele Ruinen-Eindrücke und Geschichte mitgenommen. Die Nazca- Linien sind zum Beispiel bis heute ein großes Rätsel und Grundlage für allerlei Spekulations- Theorien. Obwohl schon einige der überdimensionalen, bis zu 200 Meter langen Darstellungen vor Ihrer wissenschaftlichen Untersuchung durch Maria Reiche bekannt waren, so ist es doch dieser deutschen Forscherin zu verdanken, dass wir heute so viele von ihr freigelegte Bilder im Wüstenboden erkennen können. Allerdings meist nur aus der Luft. Das war auch der Grund, warum wir uns einen Flug „geleistet“ haben, um die Linien, Flächen und Tierdarstellungen zu sehen. zwei

Und wenn man das alles so sieht, kommt unwillkürlich die in Peru so oft gestellte Frage auf: Was muss die Menschen damals bewogen haben, solche Taten zu vollbringen? Menschen, die überdimensionale Bilder in den Wüstenboden furchen, ohne dass sie diese jemals selber sehen konnten. Oder Tempel zu bauen, deren Steinquader teilweise mehr als 40 Tonnen wiegen – fugenlos zusammengefügt, Perfektion pur – ohne entsprechende Hilfsmittel? Es wird wohl noch lange ein Rätsel bleiben. Aber wahrscheinlich werden genauso nachfolgende Generationen rätseln, wie man aus voll funktionstüchtigen Flugzeugen hüpfen kann, nur mit einem Fetzen Stoff „bewaffnet“, um den Elementen zu trotzen.

Aber genau dieses Gefühl kam deutlich auf, als wir so über den Boden flogen… da fehlt doch was! Aber wie durch einen Zufall – besser: ein Zeichen - bekamen wir in Arequipa den Tipp, doch mal bei den Gleitschirmfliegern in Iquique (Chile) „vorbei-zu-schauen“. Denn dort befindet sich eines der besten Gleitschirmreviere der Welt. Und genau dorthin fuhren wir dann auch, um ein paar „Ersatzsprünge“ zu unternehmen. Genauer gesagt habe ich dort damit angefangen und jede Menge Spaß daran gefunden. Anke blieb da lieber am Boden und nennt mein neues Hobby „Rentnersport für alternde Fallschirmspringer“.

opfingenDoch bevor wir uns nach Iquique aufmachten, schlug der Zufall noch einmal richtig zu: von all der Historie getrieben – man würde ja niemals zugeben wollen, nix vor Ort für die Kultur getan zu haben – besuchten wir in Arequipa das Katharinen-Kloster, ein Weltkulturerbe. Und damit wir auch was mit dem alten Gemäuer anfangen konnten, haben wir brav auf eine Führung gewartet. Wir haben uns einer deutschen Reisegruppe angeschlossen und nach der halben Besichtigung fragte eine Führungsteilnehmerin mit fragendem Blick: „Anke, bist du das?“. Und vor uns stand Melanie Scherb samt Mann. (Der Name des Mannes und der neue Nachname Melanies ist uns vor lauter Staunen leider schon wieder entfallen…). Melanie ist in dem gleichen Dorf wie Anke aufgewachsen und war mehr oder weniger sogar ihre Nachbarin im circa 200 Meter entfernten Einsiedlerhof. Kurz vor der Abreise haben wir noch bei ihrem Vater Spargel gekauft! Außerdem hat sie ihre Hochzeit ebenfalls auf dem Lilienhof gefeiert – EINE Woche nach uns!! In Opfingen sind sich die Beiden schon seit Jahren nicht mehr begegnet und dann, Tausende von Kilometern entfernt „läuft“ man sich über den Weg… Ja, wo gibt’s denn sowas? Halllooo? Die Welt ist wirklich ein Dorf, das ist der eindeutige Beweis!

dreiaUnd dann kam der Pazifik!

Mann (Frau!), das war ein Moment! Mächtig und prächtig erhob sich der so lang ersehnte Ozean aus dem Sand – genau: Sand! Denn die ganze Küste ist eine einzige Wüste. Teils Sand, teils Felsen, teils Geröll. Aber alles eine einzige Wüste und das für über 2.000 Kilometer Küstenlinie. Wow! Unsereins verbindet mit Wüste ja meist die Sahara, aber diese steht ihr sicher in nichts nach! Nach der meist sehr kargen Vegetation der letzten Monate auf über 3.000 Metern hatten wir nun zwar den Duft des Meeres, aber das Landschaftsbild sollte sich erst kurz vor Santiago in ein üppiger werdendes Grün wandeln.

dreiUnd hier sind wir nun angekommen. Nachdem wir eines der größten Weingüter Chiles besichtigt haben - Concha y Toro im Maipo Valley - liegen wir nun kurz unterhalb von Santiago an einem kleinen See in der Sonne und genießen das, was man hier als Frühling bezeichnet: blühenden Flieder, 27 Grad und tagtäglichen Sonnenschein – als läge man am Lago Maggiore mitten im Sommer!

abschluss

 

 

Wir sind also auf dem Weg in den Süden und damit erwarten uns sicher weitere, spannende Landschaften und so manche neue Entdeckung! Und es werden tolle Landschaften folgen, soviel steht fest, denn wir sind schon wieder weitergefahren und nun im chilenischen Seengebiet… soooo traumhaft!