... und der Weg nach Bolivien
Die Woche in Salta hat uns gut getan! Wir haben hier viele nette Tage und Abende verbracht und so manche gute Reisefreundschaft begründet. Und voller Freude machen wir uns auf den 500 Kilometer langen Rundweg von Salta über Cachi nach Cafayate und zurück nach Salta. Schließlich müssen wir die Woche gut nutzen, die der neue Generator benötigt, um nach Salta zu geliefert zu werden.
In Salta haben wir schon den Ausblick auf die Anden genossen, aber als wir uns dann immer höher in die Berge vorarbeiten und die ersten 6.000der sich ins Bild rücken, da werden wir immer kleiner und das Staunen nimmt proportional zu.
Klar sind die Berge groß und das Land ist weit, aber die Wirkung ist vor Ort dann doch ungleich beeindruckender, als alle Bilder dies jemals wiedergeben könnten. Auf der Passhöhe des Nationalparks Los Cardones angekommen, kann ich nicht anders und grinse selig vor mich hin. Die vielen Motorradtouren mit Stefan auf den Schotterstrecken der Alpen und Pyrenäen aus längst vergangenen Zeiten laufen nochmal vor meinem inneren Auge ab. Damals haben wir uns gewünscht, einmal eine solche Schottertour wie diese zu fahren, nur leider gab es so eine Strecke bei uns nicht mehr. Hier schon!
In dem kleinen Bergdorf Cachi angekommen, zeigt der Tacho gerade mal 150 Kilometer mehr als bei der Abfahrt. Dennoch ist ein ganzer Tag vorüber und uns kommt die Fahrt aufgrund der Eindrücke eher dreimal so weit vor. In den drei kommenden Tagen genießen wir dann, wieder einmal exklusiv, den extrem ordentlichen Gemeinde-Campingplatz. Wäre die Woche in Salta nicht gewesen - wir müssten ernsthaft annehmen, die Menschen flüchten vor uns. Obwohl wir bis dahin meist täglich duschen…
In Cachi herrscht strahlender Sonnenschein bei 25 Grad Tagestemperatur. Was wir nicht wissen - in Salta regnet es. Glück gehabt! Als dann am dritten Tag auch bei uns Wolken aufkommen, wollen wir auf der legendären Ruta 40 weiter in den Süden nach Cafayate. Dieser kleine Ort ist das Zentrum eines berühmten Weinanbaugebietes und wir fahren erwartungsvoll los. Naja, vorweg, diesmal übersehe ich kein Straßenschild - ich ignoriere es einfach! Denn wer würde auch einem Schild Glauben schenken, wenn dieses auf einen wirklich ganz, ganz schlechten Feldweg führt? Hallo! Sowas kann ja wohl kaum die berühmte Ruta 40 sein! All die lieben Leser, die hier nun wieder voreilig schadenfroh grinsen – es ist die Ruta 40…
Na und? Durch den entscheidungsbedingten 60 Kilometer langen Umweg auf durchaus vergleichbar schlechter Schotterpiste ;-))) haben wir dafür eine wirklich einzigartige Landschaftsvielfalt gesehen, die sich, als wir wieder 15 Kilometer unterhalb von Cachi auf der Ruta 40 ankommen, gerade so fortsetzt. Alle Gebirgsformationen, alle Gesteinsfarben, alle Lichtspiele die uns an Eindrücke früherer Reisen erinnern, sehen wir auf den knapp 200 Kilometern bis Cafayate. So eine Vielfalt auf so einer kurzen Strecke haben wir noch nirgendwo erlebt. Wir werden wiederkommen – versprochen! Und das nicht nur wegen des guten Weines in Cafayate. Das kleine Dorf und die umliegende Landschaft erkunden wir in den nächsten zwei Tagen. Egal ob im verlassenen Flussbett oder abseits der Straße zwischen hohen Felsen, wir finden immer einen schönen Ort, um die Seele baumeln zu lassen.
Pünktlich zum Endspiel der Europa-Meisterschaft sind wir dann wieder in Salta! Viele unserer Bekanntschaften sind nicht mehr da, aber Wolf und Ilona sowie Piet und Lydia stehen noch da. Und die nächsten drei Abende bis zur Ankunft des Generators haben wir wieder jede Menge Spaß mit dem praktischen Austausch unterschiedlichster Grillvariationen. Aber wir nehmen uns auch die Zeit, gemeinsam die weitere Route zu planen. Trotz der tollen Eindrücke im Gebirge wollen wir zunächst nicht über das Hochland nach Bolivien fahren, sondern östlich durch das Tiefland über Yacuíba nach Santa Cruz und weiter über Cocabamba nach La Paz im Westen. Einen Abstecher in den Nationalpark Calilegua, der auf unserer Route liegt, planen wir dabei gleich mal mit ein.
Wieder einmal nachts kommen wir dort auf dem abgelegenen, parkinternen Campingplatz an. Und wer steht nicht schon dort in aller Seelenruhe? Piet und Lydia, Wolf und Ilona… die hätten uns Geld geben können und wir hätten sie nicht mehr verfolgt - aber die wollten ja nicht! Also fahren wir gemeinsam am nächsten Morgen weiter durch den Nationalpark. In einer Stunde 18 Kilometer und dann nochmal 23 Kilometer in der nächsten. Schneller geht nicht, sonst fällt unser Wagen auseinander. Am Ende des Tages stehen wir gemeinsam mit Piet und Lydia – Wolf und Ilona haben vorher umgedreht – am Straßenrand und unser vorerst letzter Abend verläuft genauso herzlich wie der darauf folgende. Wir werden uns hoffentlich irgendwo wiedersehen – dann probieren wir das legendäre Zwiebelgratin aus unserem „Backofen“! Versprochen!
Und dann kommt endlich Bolivien! Und das fängt so an: bei der Einfahrt in die Grenzstadt Yacuíba empfängt uns eine trillerpfeifende alte Schreckschraube in Uniform und verlangt offiziell mit Quittung 50 Pesos Weg-Zoll zur Weiterfahrt an die Grenze auf der städtischen Straße. Ein Kilometer – Hallo!! 50 Pesos = 10 Euro!!! Soviel haben wir bisher auf allen Mautstrecken zusammen bezahlt! Und wieder einmal - für den schmunzelnden und kopfschüttelnden Leser - nicht die 10 Euro schmerzen, sondern diese kleine, runzlige Schrulle mit der wichtigen Trillerpfeife und der amtlichen Wegelagerei!
An der Grenze dann schmeißt Anke wieder ihren hinlänglich bekannten „Ich-bin-ja-so-hilflos-und-mache-artig-wie-mir-geheißen-wird-Blick“ in die Waagschale und ich bleibe etwas abseits im Wagen, der ohnehin im Gewusel der Grenzstadt vollkommen untergeht. Besser so – umgekehrt hätten wir sicher fünf statt zwei Stunden benötigt… auch hierzu erübrigt sich jeder Kommentar.
Nach einer durchaus schlaflosen Nacht an einer Trucker-Tankstelle – die Teile haben hier einen Rückwärtsgang-Warnton, der abwechselnd in alle drei bekannten Tonfolgen der besten Autoalarmanlagen umspringt und die parken immer rückwärts ein und aus, und ein und aus und… - sitzen wir nun in einer kleinen Oase des bolivianischen Automobilclubs in Santa Cruz. Strom, Dusche und Waschbecken 20 Meter von unserem schattigen Baumplatz, logisch: wir sind wieder die Einzigen!
Bolivien ist nochmal deutlich einfacher als Argentinien. Mal abgesehen von der unter Sandstaub begrabenen und von Fröschen bereits besetzen Dusche sind wir schon froh, wenn es kaltes und sauberes Wasser, sowie Strom gibt. Wann wir hier allerdings wieder ins Netz kommen, wissen wir heute noch nicht. Der nächste Bericht wird also sicher wieder etwas auf sich warten lassen, aber dafür entschädigen hoffentlich die Bilder von der Cachi-Tour und die des weiteren Weges. Und abschließend noch folgende Anmerkung: als wir in Buenos Aires dachten, das Ende des geregelten Verkehrs „erfahren“ zu haben, konnten wir ja nicht ahnen, was uns in Bolivien blüht. Jetzt wissen wir, wozu eine Hupe notwendig ist und welche Rolle die Collectivos bei der Unfallgestaltung spielen können ;-)
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