Uns geht es wirklich gut! Ja, man kann es nicht anders sagen. Heute Abend übernachten wir an einer Tankstelle in Itá-Ibaté an der Ruta 12 auf dem Weg nach Corrientes. Aus dem Computer rieselt Anny Lennox, wir essen frisches Baguette und genießen Käse und Salami. Hinter uns liegen 10 Tage die krasser kaum sein könnten.
Regen, Kälte (3 Grad!)in den Subtropen (!) – Sonnenschein und volle Tropenhitze(31 Grad, 85 % Luftfeuchtigkeit) WLAN-Verbindung auf dem Campingplatz - handbetriebenes (!) Sägewerk in Iguazu Daimler Chrysler mit Sichtschutzfenster - barfuß laufender Vater mit Tochter
Die halbe Reise ist die Vorbereitung, bzw. Vorfreude und doch ist alles irgendwie ganz anders, vielleicht viel intensiver als die beste Vorstellung, der tollste Reiseführer oder die vielfältigste Information aus dem Internet. Man weiß es, aber es erwischt einen doch eiskalt: hier existieren drei Jahrhunderte parallel und gemischt nebeneinander. Es wird wohl noch einen Moment dauern, bis wir all die Eindrücke verarbeitet haben und unseren Rhythmus zwischen den Welten finden werden.
Doch bevor es zu philosophisch wird, zurück nach El Palmar … Als die Tropenhitze nach dem Gewitter in El Palmar um 15 Grad auf dann noch 12 Grad gesunken war, brachen wir auf in Richtung Iguazu. Unseren ersten Zwischenstopp auf dem Weg legten wir in Federatión, einem kleinen Badeort am aufgestauten Rio Uruguay, ein. Camping Siriri für uns ganz alleine, wunderschön … aber mit zwei Tagen Dauerregen – nix wie weiter nach Posadas. Das sind über 500 km und dank unseres durchaus gesunden „Urlaubsschlafes“ (also Abfahrt nict vor 12 Uhr mittags…) kamen wir folgerichtig auch in voller Dunkelheit dort an. Da der eine von zwei angegebene Campingplätzen nicht existierte und der andere einfach nicht zu finden war – egal wen wir fragten, wir erhielten immer nur fragende, bestenfalls amüsierte Auskünfte: „Camping en Posadas? Grins…“ – fuhren wir zum Busbahnhof und schliefen dort auf dem Parkplatz. Und was soll man sagen, wir leben noch ;-) Überhaupt erscheint uns Argentinien als ein überaus sicheres Land. Klar man muss schon ein paar Regeln beachten, aber das gilt sicherlich genauso für Spanien, Italien und Deutschland.
Nachdem sich nun Posadas auch bei Tageslicht nicht als „unsere“ Stadt entpuppte, fuhren wir weiter nach Iguazu und machten erstmal – nix, Pause, nada. Bücher lesen, Achsen abschmieren, Autonavigation zum Laufen bringen und auf besseres Wetter warten, denn auch in Iguazu beliebt die Sonne zunächst aus. Aber das Warten hat sich auf alle Fälle gelohnt. Nach einer Woche besuchten wir bei strahlenden Sonnenschein zunächst die brasilianische Seite der Fälle und tags darauf die argentinische Seite – wirklich atemberaubend! Sowohl das Panorama, als auch das Gefühl direkt 2 m über der Gardenta del Diabolo (Teufelsschlund) zu stehen, hat uns wieder einmal unsere doch eher kleine Existenz vor Augen geführt. (Dieser Satz wurde vom Verfasser bewusst für all die lieben „Freunde“ formuliert, die wohl genau an dieser Stelle wieder johlend über die „kleine“ Existenz herziehen können :-) )
Nach diesem gewaltigen Eindruck brachen wir zu unserer zweiten Etappe von Iguazu nach Salta auf. Zunächst besuchten wir die Ruinen der Jesuiten-Reduktion in San Ignacio Miní. Die Jesuiten kamen im Gefolge der spanischen Eroberung als Wander-Missionare nach Südamerika. Sie gründeten viele Reduktionen (Dorfgemeinschaften mit der indigenen Bevölkerung) und entwickelten sich bald zu einem einflussreichen Machtfaktor. Als dies den Spaniern zu risikoreich wurde, verbannten Sie die Jesuiten und ohne deren Anleitung verfielen die Reduktionen rasch wieder. San Ignacio Miní ist eine, der wenigen erhaltenen Ruinenstätten aus dieser Zeit.
Neben den Ruinen war die technische Konstruktion der Warmwasseraufbereitung unseres Campingplatzes „La Familia“ (!) ein wahres Wunderwerk der Improvisation. Einzigartig, die elektrische „Verkabelung“ des Warmwasserduschkopfes… Aber wie gesagt, Argentinien ist ein überaus sicheres Land! Zumindest habe ich mir das solange eingeredet, bis ich wieder ohne einen Stromschlag aus der Dusche draußen war :-) . So sitzen wir hier nun an besagter Tankstelle und freuen uns auf die weiteren Tage in Resistencia und dem Nationalpark El Chaco.
Auch ja, an dieser Stelle sei noch ein (sinngemäß wiedergegebenes) Zitat erwähnt, dass mein „alter“ Freund Tai stets zu schreiben pflegt:
„Rechtschreibefehler sind bewusst im Text versteckt und dienen der Belustigung des Lesers.“ (Danke Tai!)
P.S.: Mittlerweile sind wir in Salta angekommen. Die letzten 8 Tage hatten wir kein Internetzugang – aber nicht weiter schlimm, neues wir folgen ;-) …
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