Nationalpark El Palmar

29.05.2008 21:12:35  

Erstmal vorweg: wir haben unser Auto! Aber das war eine Aktion! Wir haben uns ganz ordentlich an den Plan gehalten, der uns aus dem Internet bekannt war und den uns Señora Inéz von Nortemar/Tuner beim Bezahlen der lokalen Gebühren auch bestätigte.

Aber dann kam irgendwie alles ganz anders. Irgendjemand, den keiner wirklich benennen konnte, hatte das Prozedere am Zoll, genauer bei der Verification nach den Zoll geändert.

Und wirklich niemand wusste, was jetzt genau wo, wie und vor allem(!) von wem erstellt und gegengezeichnet werden musste. Und schlagartig war uns klar, die Globalisierung ist überall. Wer zuerst das Verhalten in solchen Situationen erfunden hat, ist unter Soziologen heftig umstritten. Waren es Beamte oder Manager größerer Unternehmen?

In jedem Fall wurden die drei goldenen Regeln für solche Situationen sofort umgesetzt:
1. Tue nix und vor allem (!) entscheide nix, dann kann Dich auch niemand für irgendwas verantwortlich machen.
2. Ignoriere das Problem und wende dich voller Engagement (!) einfacheren Dingen zu.
3. Hat jemand anderes das Problem erfolgreich (!) gelöst, stelle dich selber immer als Teil der Lösung und vor allem (!) des Erfolges dar.

Aus jahrelanger persönlicher Erfahrung bin ich sicher, es müssen die Manager gewesen sein, die diese Regeln erfunden haben. Die Beamten haben nur schnell dazugelernt - aber egal - auf jeden Fall wurde es sehr kompliziert, zumal Anke mit Ihrem “Hoch-Spanisch” so viel verstand, wie der Nordfriese in Niederbayern. Und so war es denn wieder einmal ein glücklicher Zufall, als wir die zwei Spanier Noé und David beim Zoll trafen, die beide Englisch sprachen und Ruben Martinez als lokalen Agenten engagiert hatten, um ebenfalls ihr Wohnmobil von der Grande Sao Paulo zu “importieren".

Nicht das es dadurch verständlicher wurde, nein. Weder die Spanier noch Ruben verstanden, was sie nun tun sollten und so lernten wir Buenos Aires mal zu Fuß kennen: Beglaubigte Kopie erstellen lassen im Verwaltungsdistrikt, US-Dollars in Wechselstube im Bankenviertel wechseln, das Büro der Verification beim Präsidentenpalast aufsuchen, zum Hafen, nach Hause, zum Hafen, nochmal zur Verification, zum Hafen - Zwischenzeitlich waren wir unsicher, ob das Ganze nicht extra kompliziert war, um unseren Agenten zu beschäftigen.

Als wir unser Auto dennoch am dritten Tag (schneller geht angeblich nie!) erhielten und die ratlosen und vor allem ergebnislosen Gesichter zweier anderer Personen sahen, die wir vom ersten Tage beim Zoll kannten, da war uns klar: Wir haben Glück gehabt und die 200 Pesos (40 €) waren für Ruben gut investiert.

Und dann begann das, was wir zunächst als Abenteuer einschätzen: Der Weg quer durch Buenos Aires zur Spedition, die unsere zwei Ersatzreifen zu Klaus Schubert transportieren sollte. Klaus lebt mit seiner Familie im Süden bei èl Bolson. Er betreibt dort unter anderem eine Station für Weltenbummler. Neben Reparaturarbeiten organisiert er lokale Autoversicherungen und ist bei den meisten Fragen rund ums Reisen in Argentinien behilflich. Dort sollten unsere zwei Ersatzreifen zwischengelagert werden, da die Trümmer nicht mehr in den SCAM passen. Lange Rede, kurzer Sinn - es hätte nicht besser klappen können. Der Reiseführer hat zwar Recht mit seiner Verkehrseinschätzung, aber Anke war besser als jedes Tom-Tom und ich habe mich nach 10 Metern Fahrt einfach an die Fahrweise angepasst. Übrigens mit Erfolg einfach blinken, Spur wechseln, hupen und egal was kommt durchfahren - geht immer! Sind die Argentinier so gewohnt und alles andere würde Sie wohl nur verwirren-

Die Reifen waren bei der Spedition, wir zurück in unserem Appartement und der SCAM auf einem bewachten Parkplatz 100 m von der Wohnung. Und ganz wichtig: wir waren vollgetankt! Das ist nicht selbstverständlich, wie wir lernen mussten. Die Versorgung mit Diesel stellt zur Zeit in Argentinien ein großes Problem dar. Erst bei der sechsten Tankstelle erhielten wir Diesel. Und das auch nur, weil Anke die geniale Kombination von willensstarker Diskussion und herzzerreißender Hilflosigkeit geschickt mit Ihrem besten Flirtblick einsetzte. Der Tankwart konnte gar nicht anders.

Am nächsten Morgen dann ging es los zu unserem ersten Etappenziel auf dem Weg nach Iguazu: der Nationalpark Él Palmar am Rio Uruguay.

24_05_08_Weg_nach_Iguazu_0010bHier machten wir erst mal Pause von dem Großstadtgetümmel und rüsteten unser Auto nach dem Transport so her, dass alles wieder an seinem richtigen Platz war. Der Park liegt ungefähr 360 km nördlich von Buenos Aires und als wir ankamen zeigte das Thermometer 31 Grad - bullenheiß und tropisch feucht - wir waren im “Urwald". Zunächst dachten wir, dass das hier wohl so ist und waren sehr unsicher, ob wir noch weiter in die Hitze fahren sollten. Aber die Entscheidung wurde uns am Abend des zweiten Tages einfach abgenommen: beim Grillen entlud sich ein Tropengewitter, das ich in so einer Intensität nur einmal beim Motorradfahren mit Stefanio in den Alpen auf 2200 m erlebt hatte. Die Welt wurde dunkel, Blitze und Donner waren zum “greifen” nah/laut und jede Bodenfurche entwickelte sich innerhalb von 3 Minuten zu einem Sturzbach und dass, obwohl wir gerade unseren Grill einweihen wollten. Wir grillten zwar dann im “Windschatten” des SCAM zu Ende - Nass bis auf die Unterhose aber um eine intensive Erfahrung reicher. Übrigens ist es erstaunlich, wie klein sich ein alter Hund machen kann. Während des Gewitters lag er unter dem Bremspedal des SCAM.

Im Gefolge des Gewitters sank das Thermometer dann auf 14 Grad und wir sind uns wieder sicher: auf geht’s in den Norden - mal sehen, wie warm es dort ist.

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P.S.: da die Beiträge immer zeitversetzt “nachgereicht” ins Netz gestellt werden können, hier vorab ein kleines Update: Wir sind schon fast in Iguazu - es regnet noch immer und hat zwischen 11 - 14 Grad. Verdammt kalt für die Gegend… aber mehr beim nächsten Stop!