Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Die Frage ist nur, wann der beginnt. Die letzten Wochen vor unserer Abreise waren jedenfalls mühevoll und wir haben uns diesen ersten Schritt wirklich herbeigesehnt.
Egal was man alles vorbereitet, es gibt immer etwas, dass man vergessen hat. Und, als wäre das nicht schon genug, gibt es immer falsche Auskünfte, die man erst spät als solche erkennt. Da waren wir einfach keine Ausnahme. Je näher der Abflugtermin rückte, desto verrückter wurden die sich täglich ändernden Probleme. Krankenversicherung, Dollartransfer, Hundetransport oder unsere Impfungen – alles lange vorher abgeklärt – Tage vor der Abreise war plötzlich wieder alles ganz anders…
Und dann der „Abschied“ (wir kommen ja wieder, versprochen!) von Familie und Freunden. Jedes Mal, in sich gesehen, einfach nur schön und meist wehmütig. Aber in der Summe und im Zeitraum von 2 Wochen vor Abreise irgendwie wie eine Überdosis kommunikativer Emotion.
So richtig erfasst hatten wir also unseren „ersten“ Schritt auf der Reise eigentlich gar nicht. Erst als der Flieger in der Luft war, wurde uns bewusst, dass wir nun wirklich unterwegs waren – und von da an, war der Stress wie weggeblasen. Buenos Aires konnte kommen…
… und es kam! Wie aus dem Nichts waren plötzlich alle Probleme weg – die Einreise war vollkommen unkompliziert. Gesundheitszeugnis für Paco (?), Hundefutter (?) – interessierte keinen Menschen. Überhaupt klappte plötzlich alles wie am Schnürchen. Netter Transfer in die Stadt - supertolles Appartement - richtig nettes Barrio (Stadtteil) – einfach eine geniale Stadt! Eine Mischung aus mediterraner Ambiente und südamerikanischer Gelassenheit, aus prunkvollen historischen Gebäuden und rasant gewachsenen Großstadtbauten, und vor allem eine Mischung aus Taxis und Bussen…
28.000 Busse und 40.000 Taxis soll es angeblich hier geben – wir glauben es sofort! Und wir sind gespannt wie wir mit unserem „Panzer“ durch das Gewusel des Verkehrs hindurch kommen werden. Gerade Anke wird sich mit Ihrer eigenen, eher rücksichtsvollen Art der Verkehrsteilnahme sicherlich umstellen müssen. Dazu gehört vor allem, folgende Regeln zu beherzigen:
Regel Nummer 1: Fahrbahnbegrenzungen sind künstlerische Gestaltungselemente, denen man keinerlei weitere Beachtung schenken sollte. Auf einer vierspurigen Straße stehen schon mal 6 Autos nebeneinander vor einer Ampel, um nach dem Umschalten auf Grün eine Formel 1 Start zu simulieren.
Regel Nummer 2: Achte auf die Busse! Die haben wohl eine ganz eigene Geschwindigkeitsphilosophie. Und auch wenn ich mich nur noch ganz wage an meinen Physikunterricht erinnere – man wird eben älter – dann hat die Geschwindigkeit und Masse eine gravierende Auswirkung auf den Bremsweg. Also immer auf die Busse achten!
Regel Nummer 3: Die Hupe ist universelles und zentrales Steuerinstrument. Damit wird hier jedwede Emotion am Steuer sofort in ein Geräusch umgesetzt. Grüßen eines Kollegen, schlechte Laune, weil es im Stau nicht vorwärts geht genauso wie die Freude, weil irgendeine der zahllosen Fußballmannschaften gerade irgendwo, irgendein Tor geschossen hat. Anfänglich kam bei mir ja der Verdacht auf, dass die Autos hier kein Gaspedal haben sondern mit der Hupe bewegt werden…
Und dann unser alter Herr Paco! Eigentlich gibt es sowas ja nur im Kino: Ein alter Herr schlüpft in den Körper eines Jünglings…
Kaum angekommen, schon wurde diese Fiktion Wirklichkeit. Buenos Aires ist die Stadt der Hunde. In unserem Viertel leben vermutlich genauso viele Hunde, wie Menschen. Dogwalker ist hier ein sehr einträglicher Job. Die Hunde von reicheren Argentiniern werden im „Rudel“ Gassi geführt. Alles vollkommen entspannt und gesittet. Und an jeder Ecke, jedem Strauch, egal - auf jedem Meter kann nun Paco morgens und abends die neuesten „Nachrichten“ schnüffeln – ein Hunde-Paradies. Und nahezu alle Hunde sind vollkommen entspannt und freundlich.
Das haben die wohl von ihren Herrchen/Frauchen übernommen. Die Menschen sind bei allen Problemen des Alltags hier einfach entspannter drauf. Freundlich und respektvoll hilfsbereit. In der ganzen ersten Woche sind wir keinem einzigen Missmutigen begegnet – klar, dass liegt sicherlich auch daran, dass wir in Recoletta (einem der nobelsten Stadtteile) wohnen. Und ebenso klar ist es, dass wir auf unserer Reise auch andere Erfahrungen machen werden. Und dennoch ist es einfach schön, wenn man eine Reise so entspannt und positiv beginnt. Man hat einfach einen besseren Einstieg!
Diese Einstellung wirkt übrigens besser als jede Medizin – unsere Fahrzeug hat nun nochmal 5 Tage Verspätung und das wird dann schon sehr knapp mit unserer Unterkunft – na und?
Wird schon alles irgendwie klappen – kein Stress!
|