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Reisen mit Hund durch Südamerika
Allgemein
Die Erfahrungen, welche ich hier wiedergebe, habe ich während einer 1,5 Jahre langen Reise im Wohnmobil mit meinem Mann durch den Süden Südamerikas gemacht. Mit dabei waren zunächst unser 14-jähriger Labrador-Irish Setter-Mix Paco aus Deutschland und später die etwa einjährige Mischlingsdame Chica, die wir in Argentinien auf der Straße aufgelesen und adoptiert haben. Wir haben Argentinien, Bolivien, Peru und Chile besucht, wobei wir die meiste Zeit in Argentinien verbracht haben. Meine Erfahrungen bezüglich Reisen mit Hund beziehen sich also lediglich auf diese Länder und sind absolut subjektiv.
Der Stellenwert von Hunden in Südamerika
Der Stellenwert von Hunden und Katzen in Südamerika ist ein grundsätzlich anderer als in Deutschland. Werden bei uns die Tiere oft vermenschlicht und „zu Tode geliebt“, findet sich hier das krasse Gegenteil. Zwar sieht man hier gelegentlich Hunde an der Leine, doch der Großteil der Hunde lebt frei auf der Straße, wo sie sich von Abfall ernähren und sich unkontrolliert vermehren. Selbst Hunde, die Jemandem „gehören“ und gefüttert werden, leben meist auf der Straße, bzw. dem jeweiligen Viertel. Andere werden als Wachhund gehalten und leben hinter Gittern, wieder andere, allerdings die Minderheit, lebt im Haus.
Manche der auf der Straße lebenden Hunde die Jemandem „gehören“ tragen ein Halsband. Meist in Städten, wo in regelmäßigen Abständen Straßenhunde eingesammelt und getötet werden um die Vermehrung zu „kontrollieren“. Das Halsband rettet die Hunde vor dem sicheren Tod. Mittlerweile werden in immer mehr Städten kostenlose Sterilisierungen angeboten, doch das scheint sich nicht so recht durchzusetzen. Welpen und trächtige Hündinnen sind daher allgegenwärtig.
Die meisten Hunde werden mit Tritten und geworfenen Steinen „erzogen“ und sind meist entsprechend ängstlich Menschen gegenüber. Paco und Chica gegenüber sind sie erstaunlich sozial. Nur ganz selten war ein Straßenhund aggressiv, fast alle beschnüffeln die Beiden nur neugierig oder gehen ihnen aus dem Weg. Und das obwohl viele dieser Hunde jeden Tag ums Überleben kämpfen. Die wenigen Rassehunde an der Leine und die im Hof eingesperrten, sind dagegen meist um einiges aggressiver als diese frei lebenden. Allerdings ist Paco auch sehr sozial und läuft immer frei ohne Leine und Chica scheint noch Welpenschutz zu haben. Andere Reisende mit einem sehr dominanten Hund können ihren Hund nie frei laufen lassen und müssen die frei lebenden Hunde ständig vertreiben. Das macht Hund und Mensch wenig Spaß.
Hunde in Restaurants, Unterkünften und Transportmitteln
Im Allgemeinen gilt, dass Hunde in Restaurants, Hotels und öffentlichen Transportmitteln nicht erlaubt sind. Doch das ist keine feste Regel, sondern liegt im Ermessen des jeweiligen Besitzers. Doch meist hatten wir keine Lust auf Diskussionen und haben Paco und Chica während wir Essen gegangen sind, was wir ohnehin nicht oft gemacht haben, im Auto gelassen. Ich denke, dass es in einfachen Garküchen möglich ist, einen Hund mitzunehmen, in besseren Restaurants dagegen ganz sicher nicht.
Da wir mit dem Wohnmobil unterwegs waren, haben wir entweder auf Campingplätzen oder in freier Natur übernachtet. Auf schätzungsweise 90% aller Campings waren unsere Hunde kein Problem. Ironischerweise wurden wir meist auf von deutschen oder anderen Ausländern betriebenen Campingplätzen abgewiesen, weil deren Hunde keine fremden Hunde akzeptieren.
In Überlandbussen sind Hunde angeblich strikt verboten. Auf längeren Fahrten – und die Fahrten auf diesem riesigen Kontinent sind meist lang – würde das Mitnehmen auch wenig Sinn machen. Einmal hätten wir Paco im Gepäckraum eines Zuges mitnehmen können, doch als wir gesehen haben, wie vollgestopft dieser war, haben wir lieber verzichtet. Schließlich wollten wir, dass er lebend ankommt und nicht vom Gepäck erschlagen… Bei Taxen kommt es auf den Fahrer an. Mit etwas Geduld und Freundlichkeit haben wir in den wenigen Fällen, als wir eines gebraucht haben, auch eines gefunden.
Ganz generell hatten wir den Eindruck, dass es in Chile am schwierigsten ist, einen Hund in Restaurants, Hotels und öffentliche Verkehrsmittel mitzunehmen. In Bolivien war es dagegen recht problemlos. Hier sind wir öfters mit Paco Taxi gefahren, haben ihn mit in einfache Restaurants genommen und einmal durfte er sogar im Vorraum eines Museums auf uns warten. Hier haben wir auch drei Wochen in einem Hostal mit ihm gewohnt.
Hundefutter
In Chile und Argentinien gibt es etliche Marken von hochwertigem Trockenfutter. Eukanuba, Royal Canin, Science Plan, Hills, Pedigree und Proplan und viele andere namhafte Futtersorten sind hier erhältlich. Die guten Marken werden in den „veterinarias“ – einer Mischung aus Zoohandlung und Tierarzt – verkauft. Allerdings hat nicht jede „veterinaria“ jedes Futter, doch mit etwas Sucherei findet man meist die gewünschte Marke. Einfache Futtersorten gibt es auch im Supermarkt.
In Peru und vor allem Bolivien war es nicht so einfach, an hochwertiges Futter zu kommen. In Bolivien mussten wir lange suchen, bis wir einen Sack „Proplan“ gefunden hatten. Dieses Futter ist zwar für hiesige Verhältnisse sehr teuer (ca. € 35-45 für 15 kg), dafür ist es sehr hochwertig und relativ leicht zu bekommen. Und da wir besonders unserem alten Herrn Paco einen ständigen Futterwechsel ersparen wollten, sind wir bei dieser Futtermarke geblieben.
Generell empfiehlt es sich, Futter auf Vorrat zu kaufen, weil die großen Säcke meist erheblich günstiger sind. Und am besten in großen Städten, weil hier die Auswahl deutlich größer ist. Wir hatten zum Glück viel Stauraum im Auto und kauften immer gleich zwei Säcke zu 15 kg – „Senior“ für Paco und „Adult“ für Chica. Und wenn ihr in „arme“ Länder wie Bolivien fahrt, solltet ihr auch einen Vorrat dabei haben um euch die lästige Sucherei zu ersparen.
Dosenfutter ist zwar erhältlich, aber meist von Billigmarken wo man nicht weiß, was drin ist – außer Zucker… Wir sind daher auf Hackfleisch umgestiegen um den Speiseplan der Beiden etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Schließlich ist Fleisch hier – besonders im „Fleischland“ Argentinien – spottbillig. Hackfleisch kostet hier gerade mal um die € 1,50 bis € 3,- pro Kilo, je nach Qualität.
Die Auswahl an Hundeleckerlis ist ziemlich beschränkt. Hundekuchen und Kaustangen gibt es jede Menge, getrocknete Schweineohren und Rinderpansen sucht man dagegen vergeblich. Kauknochen gibt es, allerdings nur die geknoteten aus Rinderhaut. Die gepressten findet man nur selten. Auch da sind wir auf Knochen vom Metzger umgestiegen.
Flöhe, Zecken und andere Plagegeister
Flöhe sind bei den frei lebenden Hunden allgegenwärtig, weshalb wir Paco und Chica regelmäßig mit „Frontline“ behandelt haben. Das mussten wir für die Grenzübertritte sowieso alle drei Monate. Doch meist haben wir die Abstände der Behandlungen verkürzt, sobald die Wirkung nachgelassen hat, bzw. wenn sie extrem viel Kontakt mit verflohten Hunden hatten. Das Mittel bekommt man in jedem „veterinaria“. Ist zwar teuer (ca. € 8,- bis € 15,-), doch das war uns ein flohfreies Auto wert ;-).
Außerdem mussten die Beiden alle zwei bis drei Monate eine Wurmkur in Form von Tabletten bekommen. Die ist ebenfalls bei jedem „veterinaria“ erhältlich und recht billig (ca. € 3,- bis € 5,- ). Die Behandlungen gegen Flöhe und Würmer müsst ihr unbedingt im EU-Heimtierausweis Eures Hundes mit Datum, Medikament, Name und Unterschrift des Tierarztes und dessen Stempel (!!!) eintragen lassen.
Solltet ihr einen Hund aus Südamerika adoptieren, gibt es hier ähnliche „Impfpässe“, in die alles eingetragen wird. Das ist absolut wichtig für die Grenzübertritte, die weiter unten beschrieben sind. Ich habe die Daten immer beim Kauf der Medikamente eintragen lassen und kein einziges Mal wollte Jemand dazu die Hunde sehen. Die Medikamente habe ich den Beiden dann selbst verabreicht.
Impfungen
Hunde müssen wie in Deutschland alle zwölf Monate gegen Tollwut geimpft werden. Die Impfungen werden ebenfalls in den „Impfpass“, bzw. den EU-Heimtierausweis eingetragen. Lasst Euch zusätzlich eine extra Bescheinigung ausstellen. Die wurde schon oft an der Grenze verlangt. In Chile gibt es dafür einen extra Vordruck, unser Tierarzt in El Calafate, Argentinien hat ein wenig improvisiert. Wenn Ihr die Wahl habt, lasst Euren Hund am besten in Chile impfen und dies dokumentieren . Die sind dort etwas genauer mit solchen Dingen ;-) Wir haben Paco und Chica zusätzlich mit einer Kombiimpfung gegen Staupe und alle möglichen anderen Krankheiten impfen lassen. Wird nicht verlangt aber sicher ist sicher.
Grenzübertritte in Südamerika
Zunächst müsst Ihr zu einem Tierarzt und Euch ein offizielles Gesundheitszeugnis (certificado de salud) ausstellen lassen. Meist gibt es dafür vorgefertigte Formulare. Darin steht, dass der Hunde gesund ist, geimpft und gegen Würmer (parasitas internas) und Flöhe/Zecken (parasitas externas) behandelt wurde. Damit Ihr Euren Hund nicht bei jedem Grenzbertritt gegen Würmer, Flöhe und Zecken behandeln müsst (ist ja nur alle drei Monate notwendig), ist es wichtig, dass Ihr jegliche Behandlung in den Impfpass eintragen lasst. Diese übernimmt der Tierarzt dann einfach. Die Preise für das Gesundheitszeugnis variieren sehr stark von ca. € 5,- bis € 15,-. Nur zwei Mal wollte der Tierarzt die Hunde sehen, die meisten haben das Formular einfach so ausgestellt. Normalerweise stellt der Tierarzt das Formular sofort aus, es kann aber auch sein, dass er das Formular erst besorgen muss und ihr es erst am nächsten Tag abholen könnt. Das ist uns einmal in La Paz/Bolivien passiert.
Mit dem Gesundheitszeugnis und zwei, drei Kopien davon geht Ihr dann zur Tier- und Pflanzen-Gesundheitsbehörde. In Argentinien und Peru heißt diese Senasa, in Bolivien Senasag und in Chile SAG. Fragt am besten den Tierarzt nach der aktuellen Adresse, da die im Internet oft nicht aktuell ist. Und beachtet, dass die Behörde meist nur vormittags offen hat. Dort bekommt Ihr dann gegen Vorlage des Gesundheitszeugnisses und des Impfpasses das Dokument, welches ihr an der Grenze braucht.
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